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Taiwan: ein besonderer Partner

Seitdem Taiwan 1971 seinen Sitz im UN-Sicherheitsrat an die Volksrepublik China verloren hat, ist das Land auf der internationalen Bühne marginalisiert. Obwohl Frankreich und Deutschland sich an die „Ein-China-Politik“ - d. h. an die Anerkennung der in Peking ansässigen Volksrepublik China als einzig legitimen Vertreter Chinas - halten, betreiben sie wirtschaftliche, kulturelle und sogar militärische Beziehungen zu Taiwan. Und dies, obwohl kein offizieller Vertreter der französischen oder deutschen Regierung jemals die Gelegenheit hatte, einen Vertreter den taiwanesischen Behörden zu treffen. 

Frankreich und Taiwan: eine wechselhafte Beziehung

1964 machte General De Gaulle Frankreich zum ersten westlichen Land, das Taiwan nicht mehr als Vertreter Chinas anerkannte. Damals, mitten im Kalten Krieg, zielte dieses Manöver darauf ab, die Einzigartigkeit Frankreichs in der internationalen Ordnung zu betonen, um sich von den USA und von Russland abzugrenzen. Dennoch war es das Ende des Kalten Krieges, das die französisch-chinesischen Beziehungen lockerte und Frankreich und Taiwan wieder näher zusammenbrachte, genauer gesagt die Niederschlagung der Proteste auf dem Tian'anmen-Platz im Jahr 1989. Auf Initiative des Rüstungsherstellers Thomson-CSF (heute Thales) stimmte die französische Regierung der Unterzeichnung eines Vertrags von 16 Milliarden Francs (heute 2,5 Milliarden Euro) zu, um sechs Fregatten der La-Fayette-Klasse an Taiwan zu liefern. 1992 unterzeichnete Dassault einen weiteren Vertrag über die Lieferung von sechzig Mirage-2000, die mit von Matra, einem weiteren industriellen Flaggschiff Frankreichs, hergestellten Raketen bestückt werden sollten. Eine wirtschaftliche und militärische Partnerschaft, die für beide Länder einen Rekord darstellt. Jedoch belasten die Verträge die französisch-taiwanesischen Beziehungen schwer. Neben dem Ärger, den die Affäre bei der Führung der Volksrepublik China hervorruft - die Taiwan als Teil ihres Territoriums betrachtet -, sind okkulte Provisionen, die im Zusammenhang mit dem Fregattenvertrag gezahlt wurden, Gegenstand eines langen Gerichtsverfahrens, vor allem in Frankreich, das durch den mysteriösen Tod von Personen, die dem Dossier nahestehen, belastet wird – und 2008 schließlich mit einer Einstellung des Verfahrens endet. Da sich Taiwan in der Affäre benachteiligt fühlte, forderte und erhielt es hohe finanzielle Entschädigungen für seine verschiedenen Verträge. Die Idylle zwischen Frankreich und Taiwan ging schließlich zu Ende. 

Mit der zunehmenden Macht Chinas in den internationalen Beziehungen wurde es für Frankreich immer komplizierter, Geschäfte mit Taiwan zu machen, vor allem, wenn es um Verteidigungsfragen ging. Ein Vertrag über die Modernisierung der Fregatten Lafayette, der 2020 abgeschlossen wurde, empfand China inmitten der Covid-19-Pandemie als Provokation, ebenso wie der Besuch einer französischen Senatsdelegation auf der Insel im Jahr 2021.

Ein starker Wirtschaftspartner Deutschlands

Deutschland ist seinerseits zu einem unverzichtbaren Handelspartner für Taiwan geworden. Kurz gesagt: Es ist sein wichtigster Wirtschaftspartner in Europa. Es gibt 250 taiwanesische Unternehmen, die in Deutschland ansässig sind, und ebenso viele deutsche Unternehmen in Taiwan, die hauptsächlich im Spitzenbereich der taiwanesischen Industrie tätig sind: Mikroprozessoren und Elektronik. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern hat sich im letzten Jahrzehnt sogar noch beschleunigt: Die taiwanesische Vertretung in Deutschland nennt ungefähr zehn Abkommen, die in diesem Zeitraum zwischen den beiden Ländern unterzeichnet wurden. Dennoch könnte sich die starke Abhängigkeit Deutschlands von China, vor allem in der Automobilindustrie, als Achillesferse der deutsch-taiwanesischen Beziehungen und als Druckmittel für die Volksrepublik China erweisen.

Diese starke gegenseitige Abhängigkeit hindert Deutschland jedoch nicht daran, die territoriale Integrität des Inselstaates gegenüber Peking energisch zu verteidigen, insbesondere während der letzten Krise nach dem Besuch der Sprecherin des US-Repräsentantenhaus Nancy Pelosi in Taipeh. 

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